Ein Zoo-Menü, wie es die Urmenschen hatten

Allgemein wird den Zoo-Bonobos nervöse Intelligenz bescheinigt. Da gibt es in der Stuttgarter Wilhelma an der Wand der Menschenaffenräume einen Druckschalter, der drei Minuten lang Wasser spendet, das in einem dicken Strahl in ein Planschbecken schießt.

Die Schimpansen, die Orangs und die Gorillas hatten schnell begriffen, wie das funktioniert, aber nur die Bonobos haben herausgefunden, dass der Wasserstrahl auch abzuschalten ist. Bis heute beherrschen sie allein die Technik, nur kurz auf den Schalter zu drücken, worauf der Wasserstrahl zunächst lediglich tröpfelt. Die Bonobos fangen den schwachen Strahl genüßlich mit der Hand auf und schalten ihn gerade rechtzeitig ab, ehe das Wasser stark hervorschießt. Ursache und Wirkung sind ihnen völlig klar.

Wenn man menschliche Maßstäbe anlegt, wenn man nervöses, schnelles Reagieren und große Empfindlichkeit gegen Störungen als Zeichen von Intelligenz nimmt, dann ist der Bonobo eindeutig intelligenter als der Schimpanse. Er ist deswegen auch viel empfindlicher gegen menschliche Zugriffe. Wahrscheinlich sind schon viele Bonobos in menschlicher Obhut allein an dem Schock gestorben, der ihnen bei Blutentnahmen zugefügt wurde. Kein Wunder, dass die Zoos mit großen Bonobo-Zuchtgruppen ihre Tiere wie rohe Eier behandeln und ihnen möglichst keine allzu aufdringlichen Beobachter zumuten.

Bonobo
Drei Gattungen von Menschenaffen leben in Afrika: Gorillas, Schimpansen und Zwergschimpansen. Früher faßte man die großen Schimpansen und ihre kleineren Verwandten als eine einheitliche Art zusammen. Heute trennt man sie (die Unterschiede sind doch beträchtlich) und nennt die Zwergschimpansen meist "Bonobos". Die Bonobos haben nicht nur in ihrem biologischen Strukturplan die größte Ähnlichkeit mit den Menschen. Sie sind nach allem, was man heute weiß, auch die intelligentesten Affen. Der amerikanische Psychologe Robert Yerkes, der sich viel mit Menschenaffen beschäftigt hat, bescheinigte ihnen ein besonders hohes Maß von tierischer "Klugheit". Auch Schimpansen sind sehr geschickte Tiere, die ihr Vorgehen überdenken, mit Werkzeugen umgehen und allerlei Kunststücke fertigbringen können. Von den Bonobos werden sie aber noch übertroffen. Der Bonobo auf unseren Fotos macht sich in der Stuttgarter Wilhelma an einer losen Schraube zu schaffen, die er festziehen und lockern kann. Das Herbeiholen einer Banane durch die Gitterstäbe mit Hilfe von Stäben, die man erst zusammensetzen muß, ist für einen Bonobo nur ein geringes Problem.
Affen

Zur wichtigsten Fürsorge gehört das Essen: In Stuttgart zum Beispiel bekommen die Bonobos außer viel Laub und Zweigen eine fettarme, kohlehydratarme, aber eiweißreiche Kost, die ihrer Ernährung im Urwald entspricht. Sie dürfte vor ein paar Millionen Jahren wohl auch die Urmenschen-Nahrung gewesen sein. Damals aßen auch wir, genau wie die Bonobos heute, Früchte, Eier, Honig und Insekten, auch deren Larven und kleine Nagetiere.

Die Bonobos benutzen als Urwaldbewohner ihre Hände und Füße übrigens viel virtuoser als die Schimpansen, die sichtlich mehr an das Bodenleben angepaßt sind. Bonobos schwingen besser als ihre Vettern, und sie teilen auch bessere Schwinger aus. Immer wenn ein Schimpanse voller Wut beißen würde, tritt ein Bonobo mit dem Fuß oder schlägt mit dem Arm. Schon mancher Tierwärter ist davon überrascht worden. Denn Fußtritte erwartet man ja nur von Pferden, Zebras oder Eseln, allenfalls von Menschen - nicht aber von Menschenaffen.