Kein Kämpfer, aber eine elegante Erscheinung

Wie schreckhaft Haie sind, zeigt sich, wenn man direkt auf sie losschwimmt. Regelmäßig ergreifen sie dann die Flucht.

Wir haben das auch schon bei Haien bis zu fünf Meter Länge beobachtet. Der Hai ist kein "Kämpfer", sondern recht automatenhaft in seinen Reaktionen. Die Ansicht des französischen Unterwasserforschers Cousteau, dass Haie unberechenbar seien, teile ich nicht. Kennt man ihre Grundreaktionen, dann kennt man sie sehr genau. Freilich kommen, wie bei jedem Lebewesen, Ausnahmen vor. Es gibt kranke und verkrüppelte Individuen, die sich abnormal verhalten. Bei Kingston in Jamaica hat ein solcher Hai vor längerer Zeit mehrere Menschen angefallen. Er wurde dann erlegt, so dass die krankhafte Mißbildung nachgewiesen werden konnte.

Im Indischen Ozean glückte es mir einmal, Haie im Liebesspiel zu beobachten und zu filmen. Drei Männchen warben um ein Weibchen. Die Art der Werbung ist merkwürdig - und wiederum charakteristisch für das so falsche Bild, das man sich von diesen schönen Tieren macht. Sie besteht darin, dass die Männchen zärtlich an den Kiemenspalten des Weibchens herumknabbern. Wer es am besten kann, dem gibt sie offenbar den Vorzug. Die Paarung erfolgt durch echte Kopulation. Die paarigen Bauchflossen sind beim Hai in einen zweiteiligen Penis umgewandelt, der in die weibliche Geschlechtsöffnung eingeführt wird. Die Katzenhaie legen - ähnlich den Rochen - Eier ab, die sich in Kapseln befinden und mit Fäden an Pflanzen befestigt werden. Die übrigen Haie sind lebendgebärend.

Die beiden größten Haiarten, der Walhai und der Riesenhai, der bis zu 18 Meter lang wird, sind die harmlosesten. Sie ernähren sich von Plankton. An Walhaie kann man heranschwimmen und sich an ihnen festhalten. Sie schwimmen dicht unter der Oberfläche, so dass ihre große Rückenflosse übers Wasser ragt. Bei den übrigen Haien kommt es nur selten vor, dass man die Rückenflosse sieht, denn sie schwimmen in der Tiefe. Das oft beschriebene "schwarze Dreieck über den Wellen" ist meist die Flosse eines Delphins, eines Schwertfisches oder eines Thunfisches. Junge Exemplare des Riesenhais, der an sich in nördlichen Meeren lebt, ziehen alljährlich an der Nordspitze von Sardinien nahe der Küste vorbei. Nicht selten verfangen sie sich in den Netzen der Fischer. Taucher helfen dann, sie zu befreien. Auch zu diesen Jungtieren kann man hinschwimmen und sie berühren.

Der Öffentlichkeit erscheint der Hai als mordlustige und häßliche Bestie. In Wahrheit ist er eine besonders elegante, ja faszinierend schöne Erscheinung, die das Auge des Sporttauchers erfreut. Vollendete Harmonie der Gestalt paart sich hier mit geballter Kraft. Der Mensch liebt jedoch Schauergeschichten - und hat sich eine solche erst etabliert, dann ist sie schwer auszurotten. Darum werden in Zeitungen und Büchern auch weiterhin blutrünstige Geschichten über Haie verbreitet werden - ob sie nun stimmen oder nicht. In Wahrheit ist es erstaunlich, wie wenig Unfälle Haie verursachen - wenn man bedenkt, wie viele Millionen von Menschen sich jedes Jahr an Küsten tummeln, wo es genügend Haie gibt.

Hai im Netz
Haie im Netz - sie gehen elend zugrunde.

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