Es genügt schon, wenn man ihn reizt

Nach alledem lässt sich eine Kampffischhaltung im häuslichen Aquarium mit unserer traditionellen Auffassung von Tierschutz durchaus vereinbaren.

Fische
Kampffisch

Denn zur Entfaltung seiner faszinierenden Pracht muß der Kampffisch nicht kämpfen - er braucht nur einen sichtbaren Rivalen, der ihn reizt. Hält man die beiden potentiellen Gegner in nahe beieinander stehenden Gefäßen, die durch entfernbare Sichtblenden getrennt sind, dann kann man jederzeit die Imponierszene ablaufen lassen. Sobald ein Kampffisch seinen Gegner entdeckt, werden seine Farben intensiver; er spreizt die Flossen und stellt seine Kiemendeckel ab. Dadurch vergrößert der Renommierpartner seinen Umfang beträchtlich. Selbst ein Spiegel, den man an der Scheibe des Aquariums anbringt, täuscht den Gegner vor, und das Spiegelbild reizt zum Angriff.

Bei den heutigen Zuchtformen ist die kämpferische Wut derart gedämpft, dass man beide Partner zum kontrollierten Spiel in das gleiche Aquarium setzen kann. Der Ablauf des Imponierens - bevor es zum eigentlichen Kampf kommt ist auf diese Weise sehr schön zu beobachten.

Bei gleichstarken Tieren folgt der Imponierphase allerdings bald das erste Kampfstadium: Die Tiere greifen mit dem Maul die Flossen des Gegners an und reißen sie ab. Die letzte Phase bringt schließlich den erbarmungslosen Zweikampf. Die Rivalen zerfetzen sich, bis einer unterliegt, mit völlig zerstörten Schleierflossen kein Feindbild mehr ist und mit verblaßten Farben davonschwimmt. Auch in der Endphase werden vorwiegend die Schmuckflossen zerstört, während die zur Fortbewegung dienenden Brustflossen meist verschont bleiben.

Erstaunlich ist, wie rasch die im Kampf verlorengegangenen Flossen nachwachsen. Schon nach einigen Wochen ist der Fisch wieder voll da und bereit zu neuer Begegnung mit einem Rivalen. Der Verlust der Flossenpracht scheint schmerzlos überwunden. Bei sich zu Hause wird ein Tierfreund den Kampf bis zum Ende freilich weder mit ansehen noch dulden. Er sollte spätestens dann eingreifen, wenn die Tiere versuchen, die Flossen des Gegners mit dem Maul zu packen.