Auch operative Eingriffe gehören dazu

Bewährte Mütter werden manchmal zehn Jahre lang eingesetzt; man macht sie durch ein Brandzeichen auf einer Schuppe kenntlich. Die Vatertiere sind jünger, drei- bis vierjährig, und sie halten auch nicht so lange durch - höchstens vier Jahre.

Karpfen
Abgestrichene Muttertiere bekommen eine Schutzinjektion und ein Brandzeichen.
Fische

Die rundbäuchigen Weibchen werden in das auf 20 bis 22 Grad temperierte Warmwasserbecken gebracht. Man verpasst ihnen eine Hormonspritze, um ein frühes und gleichzeitiges Ablaichen zu ermöglichen. Auch ein kleiner operativer Eingriff wird vorgenommen: Mit einem Stich heftet man die Geschlechtsöffnung zu, damit sie nicht womöglich schon früher ablaichen. 24 Stunden nach der Hormonspritze wird der Stich geöffnet und der Rogen behutsam herausgestrichen. Diese Arbeit erledigen Frauen, man braucht besonderes Fingerspitzengefühl dazu. Danach erhalten die Karpfenweibchen eine Chlorcidinjektion, um einer Entzündung der Eierstöcke vorzubeugen, und werden in Gnaden entlassen.

Im Labor aber geht die Arbeit weiter. Der Laich ist in die Schüsseln geperlt. Man bekommt mit der Zeit einen Blick dafür: Genau richtiger Rogen hat eine grünliche Färbung, zu junger Rogen ist noch blutig, gelber Rogen ist überreif. Die Besamung muss nun schnell erfolgen, weil das Karpfensperma sehr empfindlich und nur etwa fünf Minuten lebensfähig ist. Man streicht die "Milch" aus dem männlichen Tier gleich in die Rogenschüsseln. Den Laich eines Weibchens hat man dazu auf drei Schüsseln verteilt; jede Schüssel wird mit dem Sperma von drei Männchen besamt. Die Masse wird mit destilliertem Wasser aufgefüllt und etwa 30 Minuten lang gleichmäßig und vorsichtig umgerührt; dann füllt man sie in die "Zugergläser". Dort wird ständig von unten mit Sauerstoff angereichertes Warmwasser zugeführt, sodass der Laich in gleichmäßiger Bewegung bleibt. Nichts ist gefährlicher als "Kleben", das die Pilzkrankheiten fördert.

Karpfen
Zusammenrühren von Rogen und Milch.

Nach etwa 72 Stunden kommt der Augenblick, der mir immer wieder wie ein Wunder erscheint. Da wimmelt es auf einmal in den Gläsern von dickköpfigen, fast durchsichtigen Kärpfchen. Vorsichtig werden sie in große Siebkästen umquartiert, die in Bassins mit fließendem Wasser stehen. Nach zwei Tagen ist der Dottersack der Fischchen aufgebraucht, und nun muss man sie füttern. In der Teichwirtschaft Haläszlö gibt man ihnen im Mixer zerkleinerte Enteneier.

Wenige Tage später transportiert man die Fischbrut in die Vorstreckteiche. Hier findet sie natürliches Plankton vor, und das ist wichtig, denn was die Muttermilch fürs Baby, das ist natürliches Plankton für den Jungfisch. Außerdem wird ein Eiweißkonzentrat aus Sojamehl beigefüttert.

Jungkarpfen
Jungkarpfen werden ausgezählt.

Der Planktonbildung gilt denn auch die besondere Sorge der Teichwirte. Die abgelassenen Teiche werden vor Neubesatz mit Kunst- und Naturdünger versehen. Dann wird die Erde gut durchgeackert und Mais- oder Hirsesaat angebaut, bevor die Teiche wieder aufgefüllt werden. Die Saat bietet den kleinen Fischen Versteck und Nahrung. Gleichzeitig entwickelt sich eine vielfältige Kleintierwelt.

Bald werden die Jungkarpfen auf größere Vorstreckteiche verteilt. Ihr Appetit wächst gewaltig; man füttert ihnen Weizen, Mais, Sonnenblumen, Sojamehl und Rapskuchen.

Zur Überwinterung werden die Karpfen in kleinere Teiche umquartiert. Den nächsten Sommer verleben sie als "Satzkarpfen" in den ausgedehnten Streckteichen. Nach nochmaligem Überwintern kommen sie in die Abwachsteiche und werden fleißig weitergemästet.

Hier gibt es auch den berühmten "Hecht im Karpfenteich". Er macht den trägen Burschen Beine; davon sollen sie schön fleischig werden. Was kränkelt und schwächlich ist, wird die Beute des flinken Räubers.

Der dreisömmrige Karpfen hat nun ein Gewicht bis zu anderthalb Kilo und geht im Spätherbst als Speisekarpfen erster Qualität in den Handel.

An einem klaren, kalten Novembertag fuhren wir früh mit hinaus, um das Abfischen der Teiche zu beobachten. Hinter dem ablaufenden Wasser her setzten die Männer, in langer Reihe nebeneinander watend, das Stellnetz immer enger auf den tieferen Kolk zu, wo die Karpfen herausgefischt wurden. Dicht an dicht gedrängt, zappelten hier die aufgeregten Tiere, zeigten ihre weißen Bäuche mit den rötlichen Flossen. Auf Sortiertisch und Fließband wurde ausgesondert, was nichts taugte; Hechte waren dazwischen, schnauzbärtige Welse, silbrige Karauschen und hin und wieder ein Amurfisch.