Gegen den Strom

Um zum Laichen rechtzeitig zu Hause zu sein, springen die Lachse - mit hungrigem Magen - notfalls drei Meter hoch.

Lachs
Das Springvermögen der Lachse ist bewundernswert. Das Bild oben zeigt, wie die Fische stromaufwärts mit Hindernissen fertig werden. Wie Lachse zwölf oder fünfzehn Meter hohe Wasserfalle überwinden, ist nicht weniger erstaunlich: Sie arbeiten sich über kleine Felsvorsprünge in die Höhe.
Fische

In meiner Anglerzeitschrift war zu lesen, dass sich die Dienstmädchen am Niederrhein vor gut hundert Jahren ein Recht ertrotzten: Nicht mehr als zweimal in der Woche Lachs essen zu müssen.

Ich kenne viele Leute in England (und in Deutschland wird es nicht anders sein), die heutzutage viel darum geben würden, zweimal pro Woche Lachs auf dem Tisch zu haben. Zu einem erträglichen Preis, versteht sich. Denn kaufen kann man Lachs nach wie vor - nur ist er sündhaft teuer. Denn er ist selten geworden.

Noch im 18. Jahrhundert waren fast alle europäischen Flüsse hervorragende Lachsreviere. Auch die Themse; die Handbücher für Sportangler behaupteten damals, man könne die Fische von der London Bridge aus springen sehen. Das mag Anglerlatein gewesen sein. Fest steht, dass die Engländer immer ein besonders freundschaftliches Verhältnis zum Lachs hatten. Keine andere Sprache hat so viele Namen für ein und denselben Fisch. "Alevins" heißen die frischgeschlüpften Lachse, "Parr" die junge Brut, "Smolf" der zum Meer schwimmende Junglachs, "Grilse" nennt man die ausgewachsenen Fische, die zum Laichen kommen, und "Kelts" die ausgelaichten, abgeschlafften Altfische.

Dies alles änderte aber nichts daran, dass der Lachs auch in England immer seltener wurde. Der Themse ging es wie nahezu allen europäischen Flüssen: Sie verschmutzte. Zu organischen Abbaustoffen kamen die Abwässer der Industrie, und die Wehranlagen der Kraftwerke machten alles noch schlimmer. Es war, als wollte man dem Lachs systematisch die Rückkehr zu seinen Laichplätzen versperren.

Denn das ist ja das Eigentümliche dieses Fisches: Sein Leben ist eine beständige Wanderung - vom Geburtsort hoch oben in einem klaren Bach hinunter zum Meer, wo der Fisch sich Monate oder Jahre herumtreibt, bis er zum Laichen wieder den Weg in die alte Heimat findet. In Westeuropa kamen die Lachse früher aus dem Atlantik rheinaufwärts bis zu den Bächen am Rand des Berner Oberlandes. Als man ihnen diese Wege systematisch verdarb, konnten sie nicht mehr laichen. Die Bestände gingen zurück. Das ist logisch.