Sie leben nur einen Sommer

Fische

Damit die Art überlebt, liegen die Eier monatelang im Trockenen. Sonst entwickeln sich die Jungen nicht

Saisonfisch der Gattung Aphyosemion
Saisonfisch der Gattung Aphyosemion

Aus irgendwelchen Gründen machen die farbenprächtigen Saisonfische aus der Gattung Aphyosemion ab und zu ein Stadium geradezu explosiver Neubildungen durch. Meist erbringen langwierige Kreuzungsversuche und Chromosomentests, wenn man diese Fische untersucht, dass nur eine Lokalform einer längst bekannten Art ein neues Kleid angelegt hat.

Warum? Man weiß es nicht Aber die Liebhaber von Zierfischen freuen sich über die ständig zunehmende Vielfalt.

Es gibt überhaupt einiges Erstaunliche im Zusammenhang mit diesen Saisonfischen.

Sie heißen so, weil viele von ihnen nur eine Regenzeit lang leben. Exakt ausgedrückt, sind es Eierlegende Zahnkarpfen aus der Familie Manche Gattungen dieser Familie existieren in Gewässern, die periodisch austrocknen, also nur und ausschließlich während der Regenzeit Wasser haben.

Saisonfisch - Zwei kämpfende Männchen der Art Aphyosemion nigerianum
Zwei kämpfende Männchen der Art Aphyosemion nigerianum

Wie können Fische das aushalten?

Sie haben sich hervorragend an die Klimabedingungen in den Savannen Afrikas und Amerikas angepaßt. Dort wechseln ja heftige Regenzeiten mit langen Trockenperioden. In den Regenzeiten entstehen große, flache Seen, Bäche und selbst Flüsse, die dann in den Zwischenperioden wieder austrocknen. Wer diese in der Gluthitze ausgetrockneten Seen und Bäche gesehen hat, kann sich nicht vorstellen, dass irgendein Wassertier diese Zeit überdauern könnte. Man ist nicht überrascht, wenn man zur Regenzeit Kleinkrebse, Insekten und andere niedere Tiere trifft, vielleicht auch noch Frösche oder Molche. Doch Fische erwartet man kaum. Wie sollten sie die Trockenzeit überleben?

Als Individuum können sie es auch nicht. Nur die Art bleibt erhalten - durch die Eier. Viele Saisonfische sind Bodenlaicher. Das heißt: Sie legen ihre Eier tief im weichen Mulm oder Schlamm am Boden der Gewässer ab. Dort überstehen sie die Trockenperiode. Die Eier brauchen diese Trockenheit sogar. Ohne eine wasserlose Ruhezeit schlüpfen die jungen Fische nicht. Die Ruhephase kann bis zu acht Monaten dauern. Bald nachdem die Eier wieder von Wasser bedeckt sind, schlüpft ein Teil der Jungfische aus. Andere Eier des gleichen Laichs brauchen eine zweite Trockenzeit, wieder andere haben sogar ein dreimaliges Eintrocknen nötig, damit die Entwicklung des Embryos abgeschlossen wird.

Das hat seinen Grund. Denn nicht immer beginnt die Regenzeit gleich mit dem ersten Schauer. Oft folgt den ersten Güssen nochmals eine kurze Trockenzeit. Dadurch werden die zuerst geschlüpften Jungfische natürlich zum Tod verurteilt. Nun sind ihre Geschwister, die sich erst später rühren, an der Reihe. Die Regenzeiten dauern nicht lang; Saisonfische müssen sich schnell entwickeln. Nach drei bis vier Wochen sind sie bereits geschlechtsreif, beginnen sofort mit dem Ablaichen und legen so lange Eier, bis ihr Gewässer wieder ausgetrocknet ist. Während der Regenzeit finden sie in den flachen und warmen Teichen ein reichliches Nahrungsangebot von Kleinlebewesen, Krebschen und vor allem - von Moskitolarven.

Saisonfisch - Aphyosemion mirabile
Aphyosemion mirabile