Schlag auf Schlag

Die sogenannten Elektrofische haben eine erstaunliche Eigenschaft: Sie erzeugen elektrischen Strom. Die höchsten Spannungen bringt der in Südamerikas Flüssen lebende Zitteraal zustande 500 Volt oder noch mehr. Da müssen sogar Menschen vorsichtig sein.

Zitteraal
Fische

Auch vor hundert Jahren waren die Wissenschaftler nicht übel. Wenn man heute nachliest, was sie über ein im Grunde hochmodernes Gebiet - die tierische Elektrizität - zu sagen wußten, ist man erstaunt. Ich denke jetzt besonders an die sogenannten "elektrischen Fische", zu denen die Zitterrochen gehören, der Zitterwels und der Zitteraal. Sie können elektrische Ströme freisetzen, die im harmlosen Fall nur ein schwacher Impuls sind, beim Zitteraal aber auch Menschen gefährlich werden können: Da geht es um einige hundert Volt.

Zu jenen Naturforschern, die durch ihre Entdeckungen (und noch mehr durch die klugen Schlüsse, die sie daraus zogen) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das gesamte Weltbild der damaligen Zeit umkrempelten, gehörte auch Alexander von Humboldt. Er setzte sich in Südamerika auf die Spuren des bis zu zweieinhalb Meter langen Zitteraals, den man zwar seit dem 17. Jahrhundert kannte, von dem man aber wenig wußte. Humboldt brachte genauere Nachrichten heim: "Den Schlägen eines großen, gereizten Zitteraals würde man sich nicht ohne Gefahr aussetzen. Bekommt man zufällig einen Schlag, bevor der Fisch verwundet oder durch lange Verfolgung erschöpft ist, so sind Schmerz und Betäubung so heftig, dass man sich von der Art der Empfindung gar keine Rechenschaft geben kann. Ich erinnere mich nicht, je durch die Entladung einer großen Leidener Flasche eine so furchtbare Erschütterung erlitten zu haben, wie die war, als ich unvorsichtigerweise beide Füße auf einen Zitteraal setzte, den man eben aus dem Wasser gezogen hatte. Ich empfand den ganzen Tag über heftigen Schmerz in den Knien und fast in allen Gelenken."

Die Leidener Flasche, die Humboldt zitiert, stellt die älteste Form eines elektrischen Kondensators dar: Ein Glasgefäß, das innen und außen mit Stanniol beklebt ist. Solch ein Kondensator kann - ähnlich wie eine Autobatterie - elektrische Energie speichern, um sie dann blitzschnell wieder abzugeben. Die beiden Metallschichten, die durch eine Isolierschicht getrennt werden, laden sich unterschiedlich auf - positiv die eine, negativ die andere. Verbindet man die Schichten, so entlädt sich in einem Schlag die aufgebaute Spannung.