Steinwild lebt nicht im Familienverband...

...auch nicht als Einzelpaar. Die Zusammensetzung der Rudel ändert sich im Verlauf des Jahres; so gibt es Bockrudel aus Tieren verschiedenen Alters, Jungtierrudel mit zwei- bis vierjährigen Böcken und Geißen, Mutterrudel aus Geißen mit Kitzen, endlich Mischrudel, die alle Geschlechter und Altersstadien einschließen.

Die Mischrudel bilden sich zur Brunftzeit während des Winters. Wenn auch keine Familienverbände bestehen, so zeigt ein Steinwildrudel doch durchaus soziale Strukturen. Beispielsweise wartet ein wanderndes Rudel, das einen alten Bock bei sich hat, immer so lange, bis auch der alte Herr den Weg über die Felsschründe geschafft hat. Auf Kitze wird ebenfalls stets Rücksicht genommen, und die Onkel und Tanten lassen sich vom übermütigen Jungvolk eine Menge gefallen. Es ist übrigens interessant, wie überlegt, bedächtig und (menschlich gesehen) absolut mutig der Steinbock sich im steilsten Fels bewegt. Seine großen Hornschuhe mit der weichen, haftenden Unterseite erlauben ihm, auch dort noch in gerader Linie einen Fels bergab zu ziehen, wo eine Gemse bereits im Zickzack springen muß.

Eines macht dem Steinwild - wie anderen Bergtieren auch - bei der Äsung zu schaffen und lässt regelmäßig Ausfälle entstehen: der krasse Wechsel zwischen dem dürren, mit den Hufen unter dem Schnee hervorgekratzten Winterfutter und dem grünfrischen Gras der Frühlingsweide. Es kommt hier zu gefährlichen Umstellungschwierigkeiten und oft hartnäckigen Durchfällen. Manches Tier kümmert so in den Sommer und Herbst hinein und ist nicht imstande, das bitter nötige Winterfett anzusetzen. Das hat den Erschöpfungstod zur Folge. So steht auch in der Statistik von den Todesursachen des Steinbocks der Magen-Darm-Katarrh vor Verletzungen und Verwurmungen an erster Stelle.

Glatteis, Steinschlag und Lawinen

Sonst machen dem Steinbock nur noch Wintergefahren zu schaffen. Auf Glatteis und gefrorenem Boden rutschen Tiere aus und stürzen. In schneereichen Wintern fordern die Lawinen immer wieder ihren Tribut, auch der Steinschlag tötet manches Tier. Eigentliche Feinde hat der Steinbock indes kaum zu fürchten. In Asien wird ihm der Schneeleopard gefährlich, doch in den europäischen Alpen kann höchstens einmal der Fuchs ein verletztes Tier oder ein Steinkitz erbeuten. Mag auch der Steinadler ausnahmsweise einmal ein noch unsicheres Kitz über einen Grat hinunterfegen, gegen einen ausgewachsenen Zweizentnerbock hat auch der stärkste Greifvogel keine Chance.

Steinbock - Rangordnungskampf
Spielerische Rangordnungskämpfe der jungen Steinböcke
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