Speisekammer auf dem Grund des Teichs

Daß die Biber Gewässer aufstauen, hat nicht ausschließlich damit zu tun, dass sie ihre Burgen schützen wollen.

Das Wasser ist einfach das ihnen gemäße Element, in dem sie sich wohlfühlen. Dort bewegen sie sich schnell, elegant und weitaus sicherer als auf dem Land. Sie haben nicht nur eine hervorragende Schwimmtechnik, Schwimmhäute an den Hinterpfoten und einen breiten Schwanz, der ihnen als Steuerruder und (wenn sie Holz im Wasser transportieren) als Gegengewicht dient. Sie besitzen auch einen aufs Tauchen eingerichteten Organismus der ihnen erlaubt, bis zu einer Viertelstunde unter Wasser zu bleiben, ohne Atem zu holen. Ihre Vorliebe fürs Wasser geht so weit, dass sie sich zu ihren Nahrungsplätzen - wenn diese erheblich von ihrem Teich entfernt sind - keine Pfade trampeln wie andere Tiere, sondern Kanäle graben, kunstvolle Wasserstraßen, einen halben Meter tief und doppelt so breit. Diese Kanäle sind oft mehrere hundert Meter lang. Ernest Thompson Seton, der schon zitierte Tierbeobachter, entdeckte in den amerikanischen Adirondacks einen Biberkanal, der ihm besonders bemerkenswert vorkam und den er drum genau vermaß: Er war fast zwei Kilometer lang!

Nagetiere

In diesen Kanälen transportieren die Biber Futtervorrat und Baumaterial in den heimischen Teich. Sie leben von Grünzeug, zum Teil sogar von Feldfrüchten, im Winter aber hauptsächlich von Baumrinde. Was sie an Weichholzästen erreichen können, schaffen sie nach Hause und stecken es in der Nähe ihrer Burg tief in den Schlamm des Teichgrundes. Das ist ihre Speisekammer. Diese Äste und Zweige nagen sie sauber ab; das nackte Holz verwenden sie - soweit sie es nicht ebenfalls fressen - zur Verstärkung von Burg oder Damm. Wenn sie keine Äste mehr erreichen können, müssen sie Bäume fällen. Vor allem die jungen Stämme, die erst acht oder zehn Zentimeter stark sind, haben es ihnen angetan, denn da schmeckt ihnen auch noch die Rinde am Stamm, und außerdem können sie den Stamm zum Bauen leicht handhaben. Sind aber alle jungen Bäume schon verschwunden, gehen sie auch ältere, dickere und zähere Burschen an. Von allen Seiten nagen sie eine breite Kerbe in den Stamm, bis der Baum fällt. Die kanadischen Indianer behaupten, Biber seien so klug, dass sie sogar die Fallrichtung von Bäumen bestimmen können. Das ist, wie man inzwischen festgestellt hat, nicht richtig. Aber diese Fähigkeit braucht der Biber wirklich nicht auch noch zu haben, um seine Sonderstellung unter den Tieren zu behaupten. Er hat andere Talente genug.