Die alten Römer aßen sie

Den Siebenschläfer, dessen Fleisch einen angenehmen Beigeschmack nach Nüssen und Mandeln haben soll, hatten die Menschen schon seit eh und je "zum Fressen gern".

Haselmaus
Am Maiskolben knabbernd sehen Sie hier die rötlichbraune Haselmaus (Muscardinus avellanarius).

Die alten Römer, deren Völlerei kaum ein Tier verschonte, befassten sich auch mit der Mast von Siebenschläfern. Der Autor Marcellinus berichtet, dass bei den Gastmählern die für die Tafel vorgesehenen Bilche extra gewogen wurden. Amtliche Schreiber mussten den Gastgebern mit Brief und Siegel bestätigen, welch fette Prachtexemplare von Siebenschläfern sie ihren Gästen vorsetzten. Die harmlosen Nagetiere wurden in tonnenähnlichen Gefäßen abgedunkelt gehalten und mit Eicheln, Nüssen und Kastanien gemästet. Die Töpfer fertigten an der Innenwand dieser Glirarien Laufgänge und kleine Höhlungen für die Speicherung von Futter. Man nahm so auf die Lebensgewohnheiten der Tiere Rücksicht, um sie bei Fresslaune zu halten.

Wir brauchen aber keineswegs auf die römischen Gourmets herabzusehen, denn nicht nur im Altertum ist Bilchbraten auf den Tisch gekommen. Der in der Unterkrain - im Süden Sloweniens - massenhaft vorkommende Siebenschläfer wurde von jedermann verspeist. Bis in die Neuzeit diente das Bilchfett der ländlichen Bevölkerung zum Braten und wurde als Brotaufstrich wie Butter verwendet. Auf dem ganzen Balkan wurden Siebenschläfer gebraten, gesotten und samt Schwarte zubereitet. Natürlich waren auch die Franzosen mit von der Bilchpartie.

Nagetiere

Lilli Koenig hat sich ausführlich mit Siebenschläfern beschäftigt und in einer Arbeit einige interessante Forschungsergebnisse mitgeteilt. Demnach hat der Bilch ein feines Gehör; er kippt die Ohrmuscheln abwechselnd zweimal in der Sekunde vor und zurück, wobei er ruhig dasitzt. Auch sein Geruchsvermögen, besonders für Nahrung aus weiterer Entfernung, ist gut ausgeprägt. Fabelhaft aber ist sein Tastsinn. Außer den bis zu sechs Zentimeter langen Schnurrhaaren hat der Siebenschläfer noch vier mit wenigen Haaren versehene Tasthügel im Gesicht, dazu einen am Kinn und je einen an den Unterarmen. Indem er mit den Oberlippenteilen wippt, tastet er die Gegenstände seiner nahen Umwelt ab.

Wer einmal einen der vier mitteleuropäischen Bilche in einem verglasten Terrarium gehalten hat, musste feststellen, dass die Tiere bei ihrem Umherklettern am oberen Behälterrand die Scheiben binnen kurzem völlig beschmutzen, indem sie einen schmierigen Belag hinterlassen. Dieser stammt von den Sohlenbällchen der Tiere, deren Drüsen ein Sekret ausscheiden. Man darf annehmen, dass dieses Sekret nicht nur zum Anlegen von Duftmarken (als Reviermarkierung und bei der Balz) verwendet wird, sondern auch dazu dient, dem nächtlich über die Äste der Bäume huschenden Tier einen leicht zu witternden Heim- und Fluchtweg zu schaffen. Der Bilch kehrt auf der eigenen Duftspur zurück.

Siebenschläfer sind Eichel-Fans und leben vorwiegend in Laubwäldern. Tannenwälder meiden sie. Dr. Hans Löhrl war früher Leiter der Vogelschutzwarte Baden-Württemberg. Dort befasste er sich jahrelang mit Buchen, die regelmäßig bei den Vogelkasten-Kontrollen als illegale Einmieter anfielen. Er meint, dass Siebenschläfer Höhlen in oder an Buchen meiden, weil die glatte Rinde dieser Bäume sie beim schnellen Klettern hindert. Auch hat Hans Löhrl mit der irrigen Meinung aufgeräumt, dass Bilche, die man im späten Herbst in scheinbarem Winterschlaf in Vogelnistkästen findet, dort den Winter über bleiben. Wie man an lehmverschmierten Siebenschläfern im Frühjahr leicht feststellen kann, verbringen die Tiere die wirklich kalte Zeit einige Meter unter der Erde. Sie wachen also in den Nistkästen beizeiten wieder auf und ziehen sich ins wärmere Winterschlafgemach zurück. Dagegen werden diese Nistkästen von ihnen gern als Sommersitz und Kinderzimmer verwendet.

Wer Schlafmäuse eine Zeitlang zu Hause beobachten will, sollte die Tiere nicht in einem trockenen Käfig, sondern besser in einem leicht feucht gehaltenen, mit Moosgrund, Kletterzweigen und Schlupfkistchen ausgestatteten Terrarium halten. Schlafmäuse brauchen das feuchte Klima des Waldes, um sich wohl zu fühlen und sich auch in Gefangenschaft fortzupflanzen.