Langschläfer

Das sollte man auch können: mehr als die Hälfte des Lebens einfach verschlafen, wie der Siebenschläfer es tut. Er mästet sich im Spätsommer einen Fettwanst an und legt sich im Oktober schlafen. Erst im Frühling nimmt er wieder am Weltgeschehen teil. Dann allerdings ist er rank und schlank.

Gartenschläfer
Porträt des Gartenschläfers (Eliomys quercinus) mit seiner typischen schwarzen Augenmaske.
Nagetiere

Vergangenen Herbst, als die Wiesen gemäht waren und die Stoppelfelder den Blick auf den Erdboden freigaben, ging ich hinter einer wandernden Familie her. Der Sohn fragte die Mama: "Hier ist ja alles voller Mauslöcher. Was machen denn die Mäuse im Winter, wenn es kalt ist und sie nichts zu fressen haben?"

Die Mutter zögerte nicht und sprach: "Feldmäuse ziehen sich jetzt in den Boden zurück und halten einen Winterschlaf."

Da zu vermuten ist, dass nicht wenige Eltern ihren Kindern diese Auskunft geben, sollte man eine Wiese oder ein Stoppelfeld auch einmal im Frühjahr besuchen, kurz nach der Schneeschmelze. Da nämlich ist das ganze Gelände mit einem Gewirr von Laufgängen überzogen, mit einem Wegesystem, das sich die Feldmäuse unter dem Schnee angelegt haben. Feldmäuse halten eben keinen Winterschlaf, sie sind das ganze Jahr über aktiv. Deshalb hat man die Gruppe jener Mäuse, die wirklich Winterschlaf halten, von den anderen abgetrennt. Man nennt sie "Schlafmäuse" oder "Bilche". In unseren mitteleuropäischen Breiten leben vier Arten von ihnen: der Siebenschläfer, der Baumschläfer, die Haselmaus und der Gartenschläfer.

Jeder Tierfotograf hat in seinem Archiv malerische Bilder von Siebenschläfern auf roten Ebereschenbeeren, von Haselmäusen im Himbeerstrauch, von Gartenschläfern beim Birnenschmausen. Man könnte meinen, es bedürfte nur eines Abendspaziergangs, um die Kobolde aus nächster Nähe zu beobachten. Doch kein Tierfotograf kann die Hand zum Schwur heben und behaupten, er habe seinen Siebenschläfer auf den Ebereschenbeeren mit Elektronenblitz aus 50 Zentimeter Entfernung in freier Wildbahn aufgenommen. Ich jedenfalls kenne keinen Auserwählten, dem solches gelungen wäre.