Reineke Fuchs

Den Germanen war der rothaarige Fuchs nicht nur heilig, sie sahen in ihm auch den weisen Ratgeber der Tiere - keineswegs den verschlagenen Lügner späterer Zeit.

Raubtiere
Fuchs

Aus seiner lobenswerten Gerissenheit entstand in alter Zeit sein Name "Reginhard", der im Hochdeutschen zu "Reinhard" und im Plattdeutschen zu "Reineke" wurde. Das hochdeutsche Wort drang in einer Zeit, als Franken und Alemannen noch dieselbe Sprache redeten, über den Rhein und macht den "renard" zum französischen Wort für den Fuchs.

Auf dem Gebiet der Flamen entstand aus der Fabel vom Fuchs ein berühmtes Tierepos: die Hauptperson bekam den flämischen Titel "Reineke Fuchs". "Reinhard" und "Reineke" sind heute noch Vor- und Familiennamen; die Jäger nennen den männlichen Fuchs in ihrer Weidmannssprache "Reineke".

"Reineke Fuchs" hat durch Goethes Bearbeitung seine größte Berühmtheit erlangt. Es geht darin um Folgendes: Reineke erscheint als einziger nicht zum Hoftag des Königs der Tiere, des Löwen Nobel, da er die Klagen seiner Feinde fürchtet, die er geschädigt hat. Die Boten, die ihn abholen sollen, entkommen mit Mühe seinen Anschlägen. Als er schließlich doch bei Hof erscheint, redet er sich so klug heraus, dass seine Gegner eingesperrt werden und er in Ehren entlassen wird. Dieses Spiel wiederholt sich einige Male, bis schließlich alle Gegner, auch Isegrim, der Wolf, besiegt sind und Reineke als Kanzler die höchste Stufe seiner politischen Karriere erreicht.

Leider hat Goethe dieser Geschichte ihren ganzen politischen Zündstoff entzogen. Der Minister am Hofe zu Weimar kannte das Beamtenrecht seiner Zeit zu gut.

In dieser Geschichte ist aus dem schlauen, aber nicht bösartigen Geschöpf nun schon ein verschlagener Filou, ein moralisch durchaus nicht mehr zweifelhaftes Subjekt geworden. Diese Bewertung setzt schon in der Antike ein; die Römer jagten den Fuchs als schädlichen Korndämon, und die Bibel tat ein übriges: Im 13. Kapitel des Lukasevangeliums nennt Christus den König Herodes einen listigen Fuchs. Solche Einflüsse trugen dazu bei, dass sich der Ruf des Fuchses im Abendland immer weiter verschlechterte.

Wohin das führte, zeigt sich, wenn man dem Ursprung des heutigen Namens "Fuchs" nachspürt.