Luchse von Amts wegen ausgesetzt

Jetzt sind sie also wieder da, die Luchse. Und nicht nur im Bayerischen Wald. Versuche, den Luchs in Gebieten, die er einst bevölkerte, wieder heimisch zu machen, gibt es auch in anderen Ländern - beispielsweise in der Schweiz. Dort wurden die Großkatzen im Naturschutzgebiet Val de Travers ausgesetzt.

"Bereits in den Jahren 1958-60", berichtet Oberforstrat Ulrich Wotschikowsky, Wildbiologe im Nationalpark Bayerischer Wald, "soll im Böhmerwald wiederholt ein Luchs gespürt worden sein. Die erste sichere Beobachtung machte am 27. November 1970 ein Tscheche. Er identifizierte bei Anin (CSSR) im Scheinwerferlicht seines Autos einen Luchs zweifelsfrei.

Im Winter 70/71 bestätigte sich, dass im bayerisch-böhmischen Grenzgebirge zwischen dem Großen Regen und der Ostgrenze des Nationalparks mindestens ein Luchs lebte. Bis zum Winter 1973/74 wurden die Beobachtungen häufiger. Man fand gerissene Rehe und im Frühjahr 1974 erstmals auch Hirsche und Hirschkälber, die der Luchs im hohen Schnee überwältigt hatte.

Europäischer Luchs
Europäischer Luchs
Raubtiere

Ab 1972 wurden zwischen Falkenstein und Rachel jeden Sommer Jungluchse beobachtet. Im Juni 1972 schoß ein Förster einen ausgewachsenen männlichen Luchs; er fühlte sich von dem Tier bedroht. Im Dezember fand man bei Kötzting, zwanzig Kilometer vom bisherigen Verbreitungsgebiet entfernt, eine halberwachsene Luchsin tot in einem See.

Im Herbst 1973 wurden bei Böhmisch-Eisenstein in einem Hühnerstall zwei katzengroße junge halbverhungert aufgegriffen; in ihrer Verzweiflung hatten sie sich einiges Federvieh einverleibt. Die führende Altluchsin war wohl getötet worden. Die tschechischen Behörden handelten rasch und unbürokratisch: Wenige Tage darauf saßen die beiden Hühnerdiebe in einem Gehege des Nationalparks. Dieses wurde im Mai 1974 von Unbekannten aufgeschnitten. Die beiden Luchse entkamen."

Auch außerhalb des Bayerischen Waldes wurden in den neunziger Jahren wieder Luchse in Deutschland gesichtet. Bestätigte Beobachtungen kamen aus dem Pfälzer Wald, dem Schwarzwald, dem Erzgebirge und der sächsischen Schweiz. Im Harz wurde 1999 begonnen, Gehegeluchse aus europäischen Tiergehegen auszuwildern. In den Pfälzerwald sind Luchse vermutlich aus den Nordvogesen eingewandert, in den Schwarzwald wahrscheinlich aus der Schweiz.