Zoologisches Stichwort

Raubtiere

Seehunde

Seehund

Der Seehund (Phoca vitulina) gehört zur Familie Robben (Phocidae) in der Ordnung Raubtiere (Carnivora).

Von den europäischen Robben ist der Seehund die häufigste Art. Er unterscheidet sich von den anderen durch schwärzliche Fleckung auf gelbgrauem Grund sowie durch den rundlichen Kopf. Er wird bis etwa 1,95 m lang und 50-100 kg schwer. Der Name "Seehund" rührt von seiner bellenden Stimme her.

Seehunde kommen vor allem in den Küstengebieten von Nord- und westlicher Ostsee, im Bereich Islands und der Britischen Inseln sowie lokal an Küsten des nördlichen Atlantik vor. Gelegentlich dringen sie auch in Flußmündungen ein.

Am besten kann man die Tiere beobachten, wenn sie auf Schlamm- und Sandbänken vor der Küste ruhen,

Seehunde sind tagaktiv, sie sonnen sich gern auf Sandbänken ("Seehundsbänken") und leben meist gesellig. Wie alle Robben sind sie hervorragende Schwimmer und Taucher, die bis zu 15 Minuten unter Wasser bleiben können.

Auf dem Lande bewegen sie sich "robbend" fort. Nicht selten kommen sie vorüberfahrenden Schiffen nahe, wobei sie ausgesprochen neugierig wirken.

Die Paarungszeit ist Juli/August. Nach einer Tragzeit von 11 Monaten werden ein bis zwei Junge ("Heuler") mit offenen Augen geboren, die sofort schwimmen können. Das Weibchen säugt sie 4-6 Wochen lang. Mit 8 Wochen sind sie selbständig und mit drei Jahren geschlechtsreif. Seehunde können 15-20 Jahre alt werden.

Die Nahrung besteht aus Fischen, Krebsen und Muscheln. In der Nordsee ernähren sie sich hauptsächlich von Flundern.

Können Seehunde weinen?

Seehunde sehen manchmal aus, als würden sie Sonnenbrillen tragen. Um die Augen ist das Fell ganz naß. Woher kommt das? Die Augen der Seehunde werden - wie bei allen Säugetieren und auch bei Vögeln - von Tränen benetzt, damit sie blank und sauber bleiben. Die meisten Tiere, bei denen Träeen fließen, haben einen Tränenkanal: Der Überschuß gerät in den Nasenraum. Seehunden fehlt dieser Tränenkanal: Das Wasser der Augen läuft einfach über die Lidränder davon - ins Fell. Das sieht man allerdings nur dann, wenn die Tiere an Land liegen und der übrige Pelz trocken ist. Seehundaugen sind übrigens ganz auf das Leben im Wasser abgestellt. Dort, in diesem Medium, sehen sie scharf. An Land sind Seehunde ein wenig kurzsichtig. Der amerikanische Naturwissenschaftler Henry Wood Ljelliott ließ sich beim Betrachten von Seehund-Augen zu einer ganz und gar unwissenschaftlichen, geradezu lyrischen Aussage hinreißen: "Es gibt wenig Augen, die auf freundlichere Weise die alte Vorstellung wachrufen, dass sie Fenster zur Seele seien. Die Augenlider ziert ein Saum von langen, untadeligen Wimpern. Die Augen der Mütter sind grau, glänzend, blauschwarz, sie sind feucht und sanft und von zärtlichstem Ausdruck.