Große Sänger sind sie nicht

Pfauen gehören nicht zu den in üblichen Villengärten verbreiteten Ziervögeln, soviel sie auch hermachen.

Das hat seine guten Gründe. Wer je die durchdringenden Schreie dieser exotisch aussehenden Vögel vernommen hat, kann sich ungefähr vorstellen, mit welcher Begeisterung es die Nachbarn aufnehmen würden, falls man sich einen Pfau oder (was natürlicher und menschlicher ist) ein Pfauenpärchen anschaffen sollte. Gelegentlich ertönen die Schreie bereits bei Sonnenaufgang, was im Sommer mit Sicherheit nicht die Stunde ist, zu der sonst der Wecker läutet. Kein Wunder jedenfalls, dass Pfauen mit Vorliebe in hochherrschaftlichen, vor allem aber weitläufigen Parks anzutreffen sind und dort ein vornehmes Image verbreiten.

Der Laut, mit dem sich Pfauen ihrer Umwelt vernehmlich machen und untereinander in Kommunikation treten, erinnert an ein Mittelding aus dem Miauen von Katzen und dem Blasen einer Baßtrompete nur um eine beträchtliche Phonzahl schriller. Ich habe noch niemanden gefunden, der diese Schreie als schön empfunden hätte. Dennoch: Der Pfaubesitzer registriert sie mit Wohlwollen, weiß er dadurch doch, dass seine Lieblinge noch in der Nähe weilen. Vielleicht haben Sie's schon erraten, dass ich glücklicher Eigentümer eines Pfauenpaars bin, Odysseus und Penelope. Allerdings wohne ich auch am äußersten Rande eines winzigen holsteinischen Dörfchens, vom nächsten Haus gute 500 Meter entfernt, so dass wir nicht mit Protesten der Nachbarn rechnen müssen. Die beiden Damen, von denen wir seinerzeit Odysseus erwarben, sind da ungünstiger dran. Als Besitzer eines halben Dutzends dieser farbenfrohen Vögel (farbenfroh jedenfalls, was das männliche Geschlecht anbelangt) mußten sie erleben, dass in der Nähe ihres Hauses eine Wohnsiedlung entstand, die den Pfauenschreien keinesfalls gewogen war. Die gutnachbarlichen Beziehungen sind seitdem getrübt.

Wie erwirbt man einen Pfau? Odysseus war, als er zu uns kam, eben ein Jahr alt, also noch nicht im vollen Besitz seiner Männlichkeit, die mit dem lang wallenden bunten Schweif erst im dritten Lebensjahr eintritt. Geschlechtsreif wird der Hahn aber weit früher. Auch ein einjähriger Pfau schlägt schon ein possierliches Rad und tut so, als ob.

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