Hier besorgt der Vater die Brutpflege

Zu der Familie der sogenannten Scheibenzüngler zählt die hochinteressante Geburtshelferkröte Alytes obstetricans, die hier (zusammen mit der Unke) die Vorstellung der einheimischen Kröten und Krötenartigen beschließt.

Geburtshelferkröte mit Laich
Die Geburtshelferkröte bringt ihren Laich in Form von Schnüren zur Welt, aber sie legt ihre Eier nicht im Wasser ab, sondern übergibt sie dem Männchen, das sich die Laichschnüre um die Hinterbeine wickelt. Es sorgt auch dafür, dass die Eier selbst an diesem ungewöhnlichen Platz stets von Wasser benetzt und feucht gehalten werden.
Kröte

"Scheibenzüngler" heißen diese Lurche, weil ihre Zunge wie eine Scheibe geformt und am Mundboden angewachsen ist; mit dem Herausschnellen - das die Bufo-Arten so hervorragend beherrschen - ist es hier nichts. Die Geburtshelferkröte ist ein kleines, nur knapp fünf Zentimeter großes, aschgraues, mit roten Wärzchen geschmücktes Tier, von dem man nicht viel reden müsste, triebe es nicht eine sensationelle Brutpflege. Vom Frühjahr bis zum September machen diese Lurche Hochzeit, und sie tun dies nicht wie die anderen im Wasser, sondern auf dem trockenen Lande. Das Männchen umfasst das Weibchen nach allgemeiner Krötenmanier auf dem Rücken, die Eier erscheinen dann als Paket und werden sofort befruchtet. Nun aber zieht das Männchen mit den Hinterfüßen das Eipaket auseinander und dehnt die Eischnüre so stark, dass sie sich (nach einem Kreuzen der Hinterbeine) wie eine Kette um die Hinterbeine winden lassen. Das Ganze sieht aus wie die Vorführung eines Fesselungskünstlers und dauert vom Erscheinen der Eier bis zum Auseinandergehen des Paares an die anderthalb Stunden. Das Männchen setzt nun, mit den Eiern auf dem Rücken, sein normales Leben fort, hält sich in feuchten Schlupfwinkeln auf und netzt bei seinen Streifzügen auch das Eipaket mit Tautropfen. Nach drei bis sechs Wochen sind die Eier schlüpfreif; das Männchen, das die Bewegung der Larven in der Eihaut spürt, geht nun ins Wasser, wo die Larven sofort schlüpfen. Der Geburtshelfermann ist also einer jener nicht sehr häufigen Väter im Tierreich, die allein die Brutpflege übernehmen.

Alle Kröten lassen sich übrigens gut in einem geräumigen, feuchten und mit geeigneten Schlupfwinkeln versehenen Terrarium halten. Sie sind ruhige Tiere, die sich nicht wie manche ungestümen Froschlurche (etwa der Wasserfrosch) durch Sprünge gegen die Scheibe die Nase zerstoßen. Kröten sind bedächtig und schauen sich erst um, wohin sie gehen wollen. Sie beginnen zu ihrem Pfleger bald ein zutrauliches Verhältnis, das weniger auf inniger Liebe beruht denn auf der zuversichtlichen Hoffnung, dass der Pfleger stets einen Regenwurm mitbringt.