Auch Blut im Wasser lockt Haifische an

Ein weiterer Schlüsselreiz, der beim Hai Angriffsverhalten auslöst, ist der Geruch ausströmenden Blutes.

Während die Reaktion auf sich ausbreitende Wasserschwingungen in Sekundenschnelle erfolgt, dauert es mindestens mehrere Minuten, ehe Haie, durch Blutgeruch angelockt, in Sichtweite kommen. Ich untersuchte an einem Riff der Malediven im Indischen Ozean dieses Verhalten sehr genau. Wir schlachteten in einer Gegend, wo es Haie gab, größere Fische und warteten, bis Haie auftauchten. Der Platz lag etwa 30 Meter tief, an einem steilabfallenden Riff. Meist dauerte es drei bis vier Minuten, ehe ein Hai herankam. Befand sich einer in Sichtweite, dann konnten wir deutlich erkennen, wann der sich im Wasser ausbreitende Blutgeruch ihn erreichte. Der Hai zeigt dann sofort Unruhe und beginnt erregt nach der Blutquelle zu suchen. Er vermag sie schnell zu lokalisieren. Für uns war interessant, dass sich die Haie in diesen Fällen nur für die in den Korallen versteckten blutenden Fische interessierten - fast überhaupt nicht für uns. Wir waren ungedeckt und filmten sie. Schließlich umkreisten uns bis zu zehn aufgeregte Haie, und es war augenscheinlich, dass wir selbst nicht in Gefahr waren. Für Schiffbrüchige ist das ein interessanter Hinweis. Ist man nicht verletzt, dann bedeutet ein näherkommender Hai durchaus keine unmittelbare Gefahr. Es gibt Berichte von abgeschossenen Fliegern, die in einer Schwimmweste stundenlang durchs Meer trieben, von zahlreichen Haien umringt ohne angegriffen zu werden. Anders ist es freilich, wenn ein Mensch verletzt ist und stark blutet. Kommen dann Haie, so ist er bestimmt in Gefahr. An den australischen Küsten, wo es in den letzten Jahrzehnten die meisten nachgewiesenen Haiangriffe gab, wurde nie jemand verletzt, der einem Verunglückten half. Die Haie schnappten immer nur nach dem blutenden Opfer.

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