Zoologisches Stichwort

Fische

Saisonfische

Saisonfisch

Saisonfische nennt man Fischarten, die in zeitweilig austrocknenden Binnengewässern leben, kurz vor dem Trockenfallen ihre Eier ablegen und dann sterben. Dabei handelt es sich um Eierlegende Zahnkärpflinge (Familie Cyprinodontidae), die zur Ordnung der Ährenfischartigen (Atheriniformes) gehören. Doch nur ein kleiner Teil der Eierlegenden Zahnkärpflinge gehört zu den Saisonfischen.

So scheiden alle die Arten aus, die ihre Eier an Wasserpflanzen heften (Haftlaicher). Nur Arten, die ihre Eier im Gewässerboden ablegen (Bodenlaicher), brachten die Voraussetzungen mit, ein Saisonfisch zu werden.

Saisonfische gibt es nur in Afrika - in den Gattungen der Prachtkärpflinge (Aphyosemion) und der Prachtgrundkärpflinge (Nothobranchius) - und in Südamerika - in den Gattungen der Fächerkärpflinge (Cynolebias) und der Schleierkärpflinge (Pterolebias).

Die derbschaligen Eier der Saisonfische überdauern aber im Grund der ausgetrockneten Gewässer nicht nur die wasserlose Zeit, sondern sie entwickeln sich in dieser Zeit auch weiter. Das geht bei den afrikanischen Arten in drei Schüben vor sich, bei den südamerikanischen in zweien. Dazwischen liegen Ruhezeiten oder Diapausen. Bis zum Beginn der nächsten Regenzeit sind die Keimlinge in den Eiern so weit entwickelt, dass schon wenige Stunden nach der Wiederfüllung eines Gewässers Fischlarven ausschlüpfen, die sich in wenigen Tagen zu erwachsenen Zahnkärpflingen weiterentwickeln.

Dieses plötzliche Auftreten von unzähligen Fischen nach starken Regenfällen hat vielerorts bei den Eingeborenen zum Glauben an "Fischregen" geführt.

Die Cynolebias-Arten haben ein eigentümliches Laichverhalten entwickelt. Männchen und Weibchen umschwimmen einander. Dann richtet sich das Männchen auf und das Weibchen berührt mit dem Maul die Innenseite seiner Brustflossen. Dieser Berührungskontakt ist nötig, damit der Laichvorgang genau synchron ablaufen kann. Denn nun wühlen sich beide, eng zusammen, tief in den weichen Untergrund ein, laichen dort und kommen dann wieder hervor. Die so gewissermaßen eingegrabenen Eier überdauern auch die längsten Trockenperioden.

Bei fast allen Saisonfischen sind die Männchen sehr aggressiv und streitbar. Die Kämpfe enden nicht immer nur mit der Vertreibung des Gegners, sondern oft auch mit dessen Tod. Aphyosemion-Fische schützen ihren Laich dadurch, da sie während der Eiablage den Untergrund stark aufwirbeln. Wenn die feinen Schlammteilchen dann wieder herabsinken, bedecken sie schützend die Eier.

Die Eier aller drei Gattungen - Cynolebias, Aphyosemion und Nothobranchius - sind sehr robust, um die lange Trockenzeit unbeschadet zu überstehen. Die Aphiosemion-Eier sind sogar durch ein regelmäßiges sechseckiges Muster geprägt, dessen kleine Erhebungen wie die Versteifungen eines Kuppelgewölbes wirken. Versuche haben ergeben, dass man solch ein Ei mit einem ein halbes Pfund schweren Gewicht belasten kann, ohne dass es Schaden nimmt. Die Hülle dieser Eier ist außerdem so dicht, dass das Innere auch in der Trockenzeit feucht bleibt.