Der Fürstenbischof und die Wilddiebe

In Österreich sind Steinböcke erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts eingebürgert worden. Sie haben sich damals auch nur kurze Zeit gehalten.

Zwar kümmerte sich der Fürsterzbischof von Salzburg energisch um die Erhaltung des Steinwildbestandes; er vervierfachte die Anzahl der Jagdaufseher, baute Wildhüterhütten auf den höchsten Bergen und zog junges Steinwild in Tiergärten auf. Bis zum Jahr 1694 hatte sich die Kolonie auf 72 Böcke, 83 Geißen und 14 Jungtiere vermehrt. Dann aber nahmen die Wilddiebereien wieder derart zu, dass man im Jahr 1706 gerade noch fünf Böcke und sieben Geißen fangen konnte. Fortan sah man in Österreich keinen Steinbock mehr.

Die heutige Wildforschung nennt folgende Gründe, warum es (außer im Paradiso-Gebiet) zur völligen Ausrottung des Steinwilds kommen konnte:

Zunächst einmal ist es keine große jägerische Leistung, einen Steinbock auf die Decke zu legen. Er ist von Natur ein zutrauliches, neugieriges Tier, das vor dem Menschen nur eine sehr kurze Fluchtdistanz einhält. Außerdem steht er häufig als "Denkmal" in der Gegend herum und bietet eine prächtige Zielscheibe. Er wurde - obwohl er mit 140 kg Höchstgewicht (davon ein ganzes Drittel als Winterspeck!) ein nahrhaftes Wildbret ist - auch nicht allein des Fleisches wegen gejagt. Seine auffallende Trophäe hat ebenfalls nicht wesentlich zur Ausrottung beigetragen. Es war vielmehr die leidige Tatsache, dass dieses Tier als Träger geheimer Kräfte galt. Das aber war im abergläubischen Mittelalter für ein Tier das Todesurteil. Verschiedene Körperteile des Steinbocks wurden zu Heilmitteln gegen Leiden aller Art verarbeitet.

Steinböcke
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