Die geschickten "kleinen Waldmenschen"

Die Chance, interessante Biberbauten zu sehen, ist noch größer, wenn man sich ein Kanu mietet.

Nagetiere
Biber

In manchen Gegenden Kanadas muß man alle paar hundert Meter das Boot ans Ufer setzen und um einen Biberdamm herumtragen, um es wieder ins Wasser lassen zu können.

Biber sind handwerklich sehr geschickte Säugetiere, das steht fest. In dieser Beziehung kommen sie gleich nach den Primaten. Freilich sind ihre Vorderpfoten auch hervorragend geeignet zum Tragen, zum Ziehen und zum Hantieren es sind richtige Hände. Auch die geistigen Qualitäten lassen die Biber fast menschlich erscheinen, wenngleich man hier vorsichtig sein muß. Was steuert ihre Tätigkeiten? Der Instinkt? Erlerntes? Oder gar Intelligenz? Möglicherweise eine höchst effektive Mischung aus allen drei Komponenten, die ganz den Eindruck eines anpassungsfähigen Verstandes macht. Das äußert sich schon bei Ihren einfachsten, kunstlosesten Bauten. Finden die Biber steile Uferböschungen vor, so genügt es ihnen oft, ihre Behausung in dieser Uferwand anzulegen. So verfahren vor allem die Biber im Rhonetal, an der Elbe und in Südbayern. Unterm Wasserspiegel graben sie ein Loch und führen es weiter als schräg aufsteigende Röhre, bis sie diese überm Wasserspiegel zu einem geräumigen wohnlichen Kessel erweitern. Steigt wieder Erwarten das Wasser, so dass sie in Gefahr sind, im Wohnzimmer nasse Füße zu bekommen, dann verlegen sie den Bau ein Stück weiter nach oben. Geraten sie dabei in die Gefahr, zu dicht an die Erdoberfläche zu kommen, so häufen sie einen Berg Gestrüpp obendrüber, der Feinden den Zugang erschwert.

Solche Höhlen - die stets mehrere Zugänge haben - sind die primitivsten Biberbauten. Wenn es ihnen sicherer oder praktischer erscheint, bauen sich die Tiere raffiniertere  Behausungen: künstliche Inseln mitten im Wasser. Dazu schieben sie vollgesogene schwere Äste sowie Schlamm und Schlick auf dem Grund des Gewässers zusammen und häufen anderes Zeug darauf, bis ein Hügel aus Gestrüpp entsteht, der sich meterhoch über die Wasseroberfläche wölbt. Ist das geschehen, so wird der Bau kunstvoll von innen ausgehöhlt, bis auch hier wieder eine behagliche Stube überm Wasserniveau entstanden ist, die Bibers aber nur durch Unterwassereingänge erreichen können. Viele dieser Wohnräume - die einen Durchmesser von zwei Meter haben können und mindestens halbmeterhoch sind - besitzen einen regelrecht verflochtenen Fußboden, der mit einer Schicht aus Nagespänen belegt ist, die von den Bibern mit vollen Backen hergeschafft werden. Für den Nachwuchs wird ein Kinderbett aus ganz fein genagten Holzflocken hergerichtet. Solch eine "Biberburg" ist fast uneinnehmbar. Sollte es ein großes Tier aber doch schaffen, mit Mühe von oben einzudringen, so ist Familie Biber längst unter Wasser ausgerückt.