Luchse in unseren Wäldern

Im Mittelalter war der Luchs in unseren Wäldern das gefürchtetste Raubtier. Er riß Rehe, Schafe, Kälber. In die Enge getrieben, griff er auch Menschen an.

Noch im 18. Jahrhundert waren die Luchse alltägliche Bewohner unserer Forste. Hundert Jahre später hatte man sie ausgerottet. Dann wurden einige im Bayerischen Wald wieder ausgesetzt - in der Hoffnung, dass sie sich vermehren. War das nützlich? War es klug? Was bringt es den Luchsen?

Luchse in einem Gehege sind nichts Besonderes. Außerhalb von Gehegen schon eher. Aber auch das gibt es im Bayerischen Wald. Seit einigen Jahren treiben sich Luchse dort herum, vor allem am Großen Falkenstein. Es gibt keine so ganz eindeutigen offiziellen Stellungnahmen darüber, wo sie denn eigentlich herkommen. Einige mögen aus dem tschechischen Böhmerwald (der an den Bayerischen Wald angrenzt) herübergewechselt sein. Zwei entwischten aus einem Gehege. Und einige wurden von Luchs-Freunden ganz bewußt ausgesetzt: Seid fruchtbar und mehret euch!

Raubtiere

Luchse in unseren Wäldern - das gab es seit über hundert Jahren nicht. 1846 wurde der letzte Luchs im heutigen Nationalparkgebiet Bayerischer Wald getötet.

Im Bayerischen Wald konnte sich das Raubtier demnach sogar verhältnismäßig lange halten. In Westfalen endete der letzte Luchs schon 1745. In den unzugänglichsten Teilen des Harzes wurde im Jahre 1818 einer geschossen, der letzte seines Stammes. Die Württemberger erlegten 1846 noch einen am Reußenstein auf der Schwäbischen Alb, und in Tirol konnte man die Tiere bis 1872 treffen. In Kärnten sowie der Steiermark wurden einzelne Luchse sogar noch später gesichtet.

Der Luchs war also einst durchaus heimisch in unseren Wäldern. Er war eins der bekanntesten Raubtiere Mitteleuropas. 90 bis 130 Zentimeter lang, mit einer Schulterhöhe von 55 bis 75 Zentimetern, einem Gewicht von 20 bis 40 Kilo und krallenbewehrten Tatzen ist solch ein Luchs ein Kerl, der sich sehen lassen kann und mit dem sich niemand gerne anlegt.

Luchse sind zwar Dämmerungs- und Nachttiere. Aber dort, wo sie sich nicht verfolgt fühlen, zeigen sie sich auch bei Tag und legen sich behaglich in die Sonne. So kann man sie, wenn man etwas Zeit und Geduld zum Warten hat, hin und wieder im Nationalpark Bayerischer Wald sehen. Luchse können durchaus zutraulich werden und sich an Menschen anschließen.