Die schwarze Nase ist unkorrekt

Aber wie auch immer, niemals darf eine europäische Wild- oder Waldkatze einen schwarzen Nasenspiegel haben wie unsere Hausmiezen.

Wildkatze
Nur mit roter Nase kommt man in den Wildkatzen-Gotha. Sollten Sie in einem Zoologischen Garten (wo die Wildkatzen ihre Tage auf einem kahlen Ast verschlafen) ein Tier mit schwarzer Nase sehen, so beschweren Sie sich bei der Direktion. Sie haben einen der vielen Blendlinge vor sich, die es aus der Verbindung von Wilden mit Häuslichen gibt. Solche Ehen sind nicht ganz korrekt; unsere Wildkatze ist nämlich durchaus nicht die Ahnfrau ihrer zahmen Vettern - das ist die Nubische Falbkatze (Felis sylvestris libyea) -, doch kreuzt sie sich in der Ranzzeit, wo es auch bei ihr geräuschvoll und maunzig zugeht, ohne weiteres mit einer Stadtdame, die auf abendlichem Waldspaziergang daherkommt. Sicher ist ein Schuss Hauskatzenblut in der ganzen Wildkatzenpopulation, und auch bei manchem Hauskätzchen (Grautiger sind da bevorzugt) schlagen ein paar Tropfen der wilden Verwandtschaft durch.
Raubtiere

Am Schwanz zeigt sich, wer von Adel ist

Aber es gibt noch ein zweites Kennzeichen zur Unterscheidung der wilden von den zahmen Katzen. Mag die gelbgraue Farbe der Oberseite, die Streifung am Kopf, an den Wangen und im Nacken auch variieren - auf eines legt der Wildkatzen-Adelsführer Wert: die "echten" dürfen keinen schmalen, am Einde zugespitzten Schwanz haben: es muss eine dicke Lunte fast nach Fuchsart sein, die dunkel geringelt ist und mit einem schwarzen Stück wie abgehackt endet.

Sonst aber folgt die Wildkatze in ihrem Aussehen den altbewährten zoologischen Grundregeln. So sind Exemplare aus kühleren Gebieten, um gegen die Auskühlung ein besseres Verhältnis von Körpermasse zur Oberfläche zu haben, schwerer als Tiere aus warmen Zonen (Bergmannsche Regel). Auch zeigen sie in kühlen Gebieten längeres und dichteres Haar (Renschsche Regel). Kürzere Schwänze bilden sie in Kaltgebieten aus (Allensche Regel). Schließlich zeigen Färbung und Musterung noch Unterschiede: Wildkatzen in trockenwarmen Gebieten sind fahler, die in feuchtwarmer Landschaft dagegen farbsatt und dunkelgemustert (Glogersche Regel).