Der österreichische Tierpsychologe und Verhaltensforscher Professor Dr. Konrad Lorenz hat sich nicht nur als Begründer der vergleichenden Verhaltenslehre weltweit einen Namen gemacht. Auch als Ökologe und Naturschützer - beides auf der Basis einer im besten Sinne humanistischen Weltauffassung - ist er in Wort und Schrift vielfach hervorgetreten. Behutsam, wo es das Objekt seiner Bemühungen betraf aber unerschrocken und streitbar, wo es galt, dem Naturschutz Geltung zu verschaffen.

Für TierPark schrieb der Nobelpreisträger den hier abgedruckten Beitrag.

Ich möchte versuchen, zu zeigen, dass Naturschutz eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür ist, dass wir unsere Humanität erhalten. Die spezifisch menschlichen Eigenschaften sind in der gegenwärtigen Zeit im Begriff, rapide zu verfallen. Auf der ganzen Welt herrscht eine zunehmende Wertblindheit: Time is money - Geld ist der einzige Wert. Der kommerzielle Wettlauf hat unser Eigenleben in Besitz genommen und unsere Seele erfasst. Die Menschheit ist so dumm, so unglaublich dumm, dass sie alle auf sich zukommenden Schatten wie ein unabdingbares Schicksal hinnimmt.

Ein sehr gescheiter Mann unserer Zeit hat kürzlich einen großen Satz gesagt: "Es gibt unter den Problemen, die heute die Menschheit bedrängen, kaum eines, das nicht letzten Endes aus der Überbevölkerung herstammt, und es gibt ganz gewiss keines, dessen Lösung anders als durch Erziehung in Angriff genommen werden kann."