Über dem Auge ein metallgrüner Fleck

Keiner hat ihn schöner geschildert als der Naturforscher Alfred Russel Wallace, der 1869 einen Königsparadiesvogel auf den Aro-Inseln fand:

"Der größte Teil seines Gefieders war kräftig zinnoberrot mit einem Glanz wie von gesponnenem Glas. Auf dem Kopf waren die Federn kurz und samtartig und gingen in Orange über. Die Unterseite von der Brust abwärts war reinweiß mit einer Weichheit und einem Glanz wie von Seide. Ein metallgrünes Band trennte das Weiß von dem Rot des Halses. Über jedem Auge stand ein runder Fleck von der gleichen metallgrünen Farbe. Der Schnabel war gelb, die Zehen und Läufe zeigten eh schönes Kobaltblau. Von den Seiten der Brust gingen, für gewöhnlich von den Schwingen verborgen, kleine rauchbraune, ungefähr zwei Zoll lange Federbüschel aus, die mit einem breiten Band von tief smaragdgrüner Farbe schlossen. Diese Büschel kann der Vogel nach Belieben aufstellen und zu zwei eleganten Fächern ausbreiten. Die mittleren Schwanzfedern sind zu dünnen Fäden gestaltet, ungefähr fünf Zoll lang und in schönem Bogen geschwungen. Am Ende der Fäden sind die Außenfahnen schraubenförmig nach innen gedreht und bilden zwei elegante, glänzende Knöpfe, die fünf Zoll unter dem Körper hängen. Die zwei Schmuckstücke, die Brustfedern und die Schwanzfedern mit ihren schraubenförmigen Endplättchen, stehen unter all denen auf unserer Erde bekannten Vogelarten einzig da."

Vögel

Die ganze Pracht dient nur der Balz, und lediglich die Männchen haben es nötig. sich so herauszuputzen. Weibliche Paradiesvögel geben sich weitaus schlichter.

Diese Balz ist ein ungemein prächtiges Schauspiel: Viele Vögel der gleichen Art lassen in den Bäumen ihr Gefieder schillern, bewegen sich dabei oder fliegen auch von Ast zu Ast, so dass der ganze Baum mit einem prächtigen Farbenspiel gefüllt scheint. Manche Vögel - beispielsweise der Blaue und der Weiße Paradiesvogel - hängen sich sogar kopfunter an die Zweige, während sie ihr schillerndes Gefieder entfalten. Einige Arten stoßen dabei außerdem noch laute, mehr oder weniger melodische Töne aus.

Seit den Untersuchungen des oben zitierten A. R. Wallace ist über die Lebensgewohnheiten der Paradiesvögel erstaunlicherweise nicht mehr viel bekanntgeworden. Man hat den Forscher geehrt, indem man einem besonders schönen Paradiesvogel seinen Namen gab (Semioptera walliacei). Dieser Vogel, der auf den Molukken zu Hause ist, war seine Entdeckung.

Die größten Paradiesvogel wurden übrigens erst vor rund fünfzig Jahren entdeckt. Es ist die Gattung Astrapia im Hochland von Neuguinea. Diese Vögel haben Schwanzfedern von fast einem Meter Länge, die sie gravitätisch wie eine Schleppe hinter sich herziehen.

Es ist kein Wunder, dass sich die Mode vor allem im vergangenen Jahrhundert der Paradiesvögel bemächtigte: Ihre Federn mußten Damenhüte schmücken. Die Jagd auf die schönen Vögel wurde so intensiv, dass man 1924 Fang und Besitz von Paradiesvögeln in Neuguinea strikt verbieten mußte. Nur die Eingeborenen dürfen sich dort nach wie vor mit den fremden Federn schmücken. Indessen erwägt man auch bei ihnen nun schon Einschränkungen, denn seitdem mehr und mehr schaulustige Touristen nach Neuguinea kommen, putzen sich die Eingeborenen immer üppiger heraus. Die Zahl der Paradiesvögel ist schon wieder merkbar zurückgegangen.