Symbol der Auferstehung

So ist es kein Wunder, dass der Pfau seine römische Glanzzeit auf einem ganz anderen Gebiet erlebte: Auf dem der Kochkunst.

Pfauenfeder

Nachdem etwa im Jahre 70 vor Christus Herr Quintus Hortensius Hortalus zur Feier seiner Amtseinsetzung seinen Gästen Pfauenbrust servieren ließ, wurde der Vogel zur kulinarischen Mode Roms. Und als die Feinschmecker schließlich nur noch Pfauenhirn und Pfauenzunge gelten ließen, verdienten clevere Geschäftsleute Riesensummen mit der Aufzucht von Pfauen. Noch im Mittelalter wurde dieser römischen Sitte ausgiebig gehuldigt. Karl der Große, den die Geschichte gern als nüchternen und sparsamen Herrscher darstellt, ließ bei einem Staatsbankett Tausende von Pfauen auftragen; die anfallenden Federn wurden zu allerhand Zierwerk verwendet.

Erst als nach der Entdeckung Amerikas der Truthahn aus Mexiko zu uns kam, fand diese Seite der Pfauenverehrung ein Ende.

In der christlichen Kunst des Mittelalters spielt der Pfau eine bedeutende Rolle. Das hat religiöse Ursachen. Der römische Naturforscher Polinius der Ältere hatte entdeckt, dass der Pfau im Herbst sein Gefieder abwirft. Wenn nun die Natur mit einem ihrer schönsten Tiere so verschwenderisch verfährt und wenn man sich erinnert, dass der Pfau schon seit Anbeginn der Begleiter von Göttern war, so ist es verständlich, dass er in der christlichen Mythologie einen hohen Rang einnahm. Seine Schönheit machte ihn zum Vogel des Paradieses, der Wechsel seines Federkleides zum Symbol der Auferstehung.

Hier allerdings leistete sich ein Genie des früheren Mittelalters, der Erzbischof Isidor von Sevilla, einen amüsanten Schnitzer, als er in den Zwiespalt zwischen römischer Kochkunst und christlicher Symbolik geriet. Zum Attribut der christlichen Auferstehung des Pfaus gehört es, dass sein Fleisch nicht verfaulen darf, also körperlich vom Tode aufersteht. Demzufolge konnte sich der große Gelehrte nur vorstellen, dass der Pfau ein Fleisch von überdurchschnittlicher Stabilität besitzt - eines, das in der Speisekammer oder im Magen des Essers ein wahrhaft ewiges Leben führt. Die weltlichen Großen ließen Isidor bei seiner frommen Meinung und tafelten weiter bei Pfauenbrust.

Nach der Entdeckung Amerikas begann für den Pfau die dunkle Neuzeit. Gastronomisch war die Epoche des Truthahns angebrochen, philosophisch die böse Saat des Aristoteles aufgegangen. Künstlerisch war man in eine sachlichere Epoche eingetreten. In der Geistesgeschichte galt nicht mehr das Schöne als der selbstverständliche Ausdruck des Guten und Erhabenen. Kurz: Gott und seine Kirche sowie die Mächtigen und ihre Schlösser kamen ohne den Pfau aus.

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