Der Laubfrosch ist ein Winterlangschläfer

Es scheint sicher zu sein, daß die Laubfrösche nicht dem Wasser zustreben, wenn sie überwintern wollen, sondern mit feuchten, frostsicheren Schlupfwinkeln, die ihnen die Natur anbietet (sie können mit ihren Fingerkuppen nicht graben), vorliebnehmen.

Gegen Ende Oktober ziehen sie sich zurück und erscheinen wieder (je nach Temperaturverhältnissen) in der zweiten Hälfte des April oder auch erst Anfang Mai. Daß Laubfrösche, wie es Brehms Tierleben behauptet, "eher als andere Frösche" aus dem Winterschlaf kommen, ist gewiß unrichtig. Der Frosch, der mit hochzeitlichen Neigungen gleich nach der Schneeschmelze (oft schon Ende Februar, sicher aber im März) die Laichtümpel bezieht, ist der Grasfrosch.

Nach ihm kommt die Erdkröte. Der Laubfrosch dagegen ist durchaus ein Winterlangschläfer.

Als erste erscheinen die Männchen am Laichtümpel. Bevorzugt werden nicht zu kalte Gewässer, wie etwa Kiesgruben oder flache, sich im Frühjahr rasch erwärmende Tümpel. Oft teilt der Laubfrosch das Laichbiotop mit der Kreuzkröte, die es auch gern warm hat. Die männlichen Frösche zeigen ihren Heiratswillen mit viel Geschrei an, was die laichreifen Damen bewegt, sich in den Abendstunden (nie laicht ein Laubfroschpaar im Sonnenlicht!) gewässerwärts zu bewegen. So um zehn Uhr trifft man sich.

Die Männchen suchen ohne viel Balzgehabe ein Weibchen zu umarmen und es so lange festzuhalten, bis das Laichgeschäft beendet ist. Da die männlichen Laubfrösche nicht (wie etwa Wasserfrösche oder Erdkröten) Brunstschwielen an den Daumen haben, die das Festhalten der Weibchen erleichtern, ist es ziemlich einfach, den Freier zum Loslassen zu bewegen. Nicht immer ist der erste Mann, der ein Weibchen festhält, auch derjenige, der gegen Mitternacht die Hochzeit vollzieht.

Bei dieser Phase der allgemeinen Umklammerung passiert es natürlich, daß auch einmal ein männlicher Frosch von einem Geschlechtsgenossen zur Umarmung angegangen wird und sich nur mit einem ärgerlichen Krächzhinweis (auf menschlich: "Du spinnst wohl!") von diesen Machenschaften befreit. Bei den Lurchen ist während der Balzzeit die genaue Erkenntnis, wer Weibchen und wer Männchen ist, ziemlich ausgeschaltet; der Paarungstrieb ist so stark, daß alles, was sich nur bewegt, als umklammerungswürdiger Partner angesehen wird. Man fand Wasserfrösche, die sogar kleine Karpfen brünstig umklammerten; bei den Erdkröten sieht man jedes Frühjahr ganze Klumpen paarungswütiger Tiere, die sich oft gegenseitig ertränken und ersticken.

Beim Laubfrosch erscheint der Laich nicht wie beim Grasfrosch in großen Massen (die aussehen wie Sagosuppe) oder in schwarzen Doppelschnüren wie bei der Erdkröte. Sein Weibchen setzt kleine Laichklümpchen an Pflanzenteilen ab, die je etwa 300 Eier enthalten. Immerhin produziert ein Weibchen so viele dieser walnußgroßen Klümpchen, daß bis zum Ende des Laichgeschäfts das Männchen etwa eintausend Eier besamen muß.

Danach verschwindet das Weibchen und wird in dieser Saison am Tümpel nicht mehr gesehen. Die Männchen bleiben noch etwa zwei Wochen und warten auf neue Partnerinnen; man muß also mit Zählungen des Geschlechterverhältnisses vorsichtig sein. Die Damen wechseln während der ganzen Laichperiode, die Herren aber sind dieselben. Das zahlenmäßige Übergewicht der Männchen ist nicht groß.

Laubfrosch