So entstand der Wetterfrosch

Sonst aber ist von den antiken Fröschen nur Gutes zu berichten. Auch ihr Ruf als Wetterpropheten geht auf diese alte Zeit zurück: Besonders die Laubfrösche waren dem Apollo heilig und besaßen weissagende Fähigkeiten.

Laubfrosch
Wetterfrosch

Erschienen sie plötzlich in großen Scharen, glaubte man an ein feuchtes Jahr. Oft wurde den Fröschen auch eine zauberabwehrende Wirkung zugeschrieben. So deutet man die große Zahl an Froschdarstellungen aus Glas, Porzellan, Bronze und Agath sowie ihre häufige Abbildung auf Gemmen, Lampen, Zaubernägeln, Säulenbasen und anderen Architekturteilen.

Das griechische Sprichwort "den Fröschen Wasser einschenken" war lange Zeit auch in unserer Sprache heimisch, ist aber unerklärlicherweise ausgestorben, obwohl es den Tatbestand einer sinnlosen Handlung viel einfacher ausdrückt als "Eulen nach Athen tragen" - eine Redensart, die Kenntnisse der griechischen Mythologie voraussetzt und daher immer etwas gewählt wirkt.

In den ägyptischen Schriftzeichen bedeutet der Frosch die Zahl 100 000. Eine anschauliche Vorstellung von der großen Zahl ägyptischer Frösche gibt das 8. Kapitel des 2. Buches Moses, wo Jehova Moses rät, dem Pharao mit der Froschplage zu drohen, wenn er sein Volk nicht in die Heimat entlasse. Der Priester Aaron solle "die Frösche kommen lassen über das Land Ägypten. Da reckte Aaron seine Hand aus über die Wasser Ägyptens, so daß die Frösche kamen und das Land Ägypten bedeckten."

Die Juden dichteten dem Frosch überhaupt die schlechtesten Eigenschaften an. Im 16. Kapitel der Offenbarung treten die unreinen Geister, die Ausgeburten der Hölle in der Gestalt von Fröschen auf. Auf den "Faust" des bibelkundigen alten Goethe hat diese Einstellung abgefärbt. Frösche kommen dort mehrere Male vor. Lieblich quakend zieht sich ihre Erscheinung als Leitmotiv durch den Walpurgisnachttraum des ersten Teils, und auch die Bezeichnung "Knallfrosch" für einen Feuerwerkskörper geht auf Altmeister Goethe zurück.

Die nicht aus der Welt zu schaffende Vorliebe gewisser Feinschmecker für Froschschenkel ist uns von den Römern nicht überliefert (die auf Nachtigallenzungen erpicht waren). Es ist aber ein Irrtum, die Froschschenkelmahlzeit allein den Franzosen in die Schuhe zu schieben. Diese Unsitte teilten sie von jeher mit anderen Mittelmeeranwohnern wie etwa den Spaniern. Wahrscheinlich haben die Anbauer der Reisfelder in der spanischen Provinz Valenzia zuerst den Ärger über die Froschplagen empfunden und sind dabei auf den Geschmack gekommen - so wie die französischen Weinbauern die als Schädling erkannte Weinbergschnecke in eine Delikatesse umfunktionierten.

In unserem Kulturbereich scheint das Christentum viel zur negativen Beurteilung des Frosches beigetragen zu haben. Seine Einschätzung steht in direktem, umgekehrtem Verhältnis zu der des Storches, der als Kinderbringer immer im Froschteich steht. Wer Christus flucht, wird nach dem Glauben der Bewohner der Lausitz in einen Frosch verwandelt. Aus dem Mund verwünschter Prinzessinnen entweichen Frösche. Königssöhne und -töchter sind im Märchen in Frösche verwandelt und warten auf ihre Erlösung. Nach badischem Volksglauben verbirgt das Froschgequake das Weinen ungeborener Kinder.

Die deutsche Literatur ist nicht arm an Hinweisen auf den Frosch, wenn sie auch nicht originell sind. Georg Rollenhagens "Froschmäuseler" aus dem Jahr 1595 ist eine Nachbildung des griechischen "Froschmäusekriegs", einer liebevollen Verspottung der "llias" des Homer. Als die Maus Bröselklau einmal auf dem Rücken des Froschkönigs Pausback zu Wasser eine Spazierfahrt machte, ertrank sie elendiglich, weil der Frosch Angst vor einer Seeschlange bekam und untertauchte, ohne an seinen Begleiter zu denken. Daraus entstand ein unversöhnlicher Krieg der Mäuse mit den Fröschen, in den sich, wie in der "llias", sogar die Götter einmischten, um mit Bierernst und Theaterdonner ein unbedeutendes Ereignis zu entscheiden. Als kleine Kostprobe aus Rollenhagens Nachdichtung mag folgende miniaturhafte Beschreibung der Frösche dienen:

"Mit Wassertreten, Untersinken, mit offnem Maul doch nicht ertrinken, ein Muck in einem Sprung erwischen, künstlich ein rotes Würmlein fischen, auf gradem Fuß aufrichtig stehen und also einen Kampf angehen, einander mit Tanzen und Springen im großen Vorteil überwinnen. "