Die Deckschuppen geben Farbe

Diese Schuppen sind aus Haaren hervorgegangen, haben sich zu Scheibchen oder Ziegelchen verflacht und stecken mit einem Stiel in einer Vertiefung, der Schuppentasche. Man unterscheidet im wesentlichen Grundschuppen, Deckschuppen und Duftschuppen. Die beiden letzten haben die interessantesten Funktionen.

Vögel

So geben die Deckschuppen dem Falterflügel Farbe und Zeichnung, die entweder durch Farbstoffe (Pigmente)  oder  auch  rein physikalisch durch Lichtbrechung an Strukturen der Schuppen hervorgerufen werden. Diese Strukturfarben schillern oder zeigen sich "metallic" wie die Edellackierung mancher Autos - teils in Weißsilber, aber auch in Blau und Grün wie auf einer Pfauenfeder. Schillerschuppen bestehen aus vielen sehr dünnen Blättchen; die irisierende Färbung entsteht durch Interferenz.

Nach den farbgebenden Schuppen, seien sie nun pigmentiert oder strukturiert, müssen noch jene erwähnt werden, die dem Schmetterlingsmännchen das Parfüm liefern: die Duftschuppen. Sie können auf der ganzen Fläche des Flügels verteilt, aber auch in Flecken oder ganzen Feldern angeordnet sein. Immer stehen sie mit einer Duftdrüsenzelle in Verbindung, die das wohlriechende Sekret liefert. Dieses ätherische Öl findet durch die Duftschuppen eine stark vergrößerte Oberfläche zum Verdunsten. Auch das Falterweibchen hat am Hinterleib Schuppen- oder Haarbüschel, die der Verbreitung von Geschlechtslockstoffen dienen. Sie aber sind in Taschen versenkt und werden nur von Fall zu Fall ausgestülpt.

Auch der Schmetterlingskopf darf nicht vergessen werden; ist er doch, wie ich in einem gelehrten Werk gelesen habe, "Träger wichtiger Sinnesorgane und Sitz der Vorderöffnung des Verdauungssystems" - eine These, der nicht widersprochen werden kann. Das Auffälligste am Kopf sind die beiden großen Facettenaugen. Bei den Schwalbenschwänzen und anderen Tagfaltern finden sich die Geschlechter weniger nach dem Geruch als vielmehr mit den Augen. Doch ist der Gesichtssinn der Schmetterlinge im allgemeinen nicht sehr stark entwickelt. Man schätzt, das vier bis fünf Meter Entfernung die Grenze ihrer Wahrnehmungsfähigkeit sind. Aber diese Blumenfreunde können recht gut Farben sehen, was man daran erkennt, dass beispielsweise gelbe und blaue Blüten am meisten besucht werden. Nicht alle Tagfalter erkennen die Farbe Rot; unser Schwalbenschwanz macht hier eine Ausnahme; er liebt die tiefen Blütenkelche roter oder purpurner Blüten besonders. Im Gegensatz zum Menschen sind Falter außerdem imstande, ultraviolettes Licht wahrzunehmen.

Schmetterlinge riechen mit ihren beiden Fühlern, die seitlich am Scheitel in besonderen Fühlergruben sitzen. Diese Geruchsantennen sind ganz verschieden gebaut und können fadenförmig, keulenartig, gesägt oder gefiedert sein. Nachtschmetterlinge sind ganz auf ihren Geruchssinn angewiesen, wenn sie den Partner auf kilometerweite Distanz finden wollen. Hier tragen die Männchen die leistungsfähigsten Antennen: die gefiederten. Auch die Weibchen aller Schmetterlinge brauchen einen Riechapparat zum Auffinden der richtigen Futterpflanze zur Eiablage.

Wenn wir Menschen eine Flüssigkeit (in Ermangelung eines Löffels) abschmecken wollen, so tunken wir unseren Finger hinein. Ein Schmetterling, der Geschmack prüfen will, tut das mit den Beinen. An den Endgliedern der Füße sitzen die "Sensillen", mit denen Falter nicht nur Blütennektar wahrnehmen, sondern vor allem auch ihre oft heißgeliebten gärenden Säfte (etwa faulende Früchte) schmecken und sich bisweilen sogar an unappetitliche Ausscheidungen machen. Auch die Schmetterlingsweibchen trommeln mit ihren Füßen noch prüfend an jenen Futterpflanzen, die sie mit ihren Riechantennen gefunden haben. Die Fußkontrolle dient dem geschmacklichen Nahverkehr.

Den Saugrüssel müssen wir auch erwähnen; er ist das von einem Nervenstrang durchzogene und mit kräftigem Muskel versehene Organ zur Aufnahme von nährender Flüssigkeit. Die Natur hat hier einen Bewegungsmechanismus sinnvoll eingespart: Während der Rüssel mit Muskelkraft gestreckt werden muss, rollt er sich allein durch die Elastizität seiner Chitinwände nach Beendigung des Trinkgelages wieder ein.