Gänsefüße, Gänsehaut und ein Butterbrot

Da die Gans - für uns heute ganz unverständlich - mythologisch mit der Liebe in Verbindung gebracht wurde, galten ihre medizinischen Eigenschaften auf aphrodisischem Gebiet wohl als sehr wirkungsvoll. Sinnvoller erscheint da die Verwendung des als besonders fein angesehenen Gänsefetts als Gesichtscreme und zur Behandlung von Ohrenleiden.

Hausgans

In unserem eigenen Land gilt die Gans seit dem Mittelalter nichts mehr. Sie ist ein Vorbild an Dummheit und Unbelehrbarkeit, besonders bei Frauen. In Sage und Märchen sinkt sie zu einem Attribut des ländlichen Lebens herab - ohne jeden mythologischen Bezug.

Doch einige interessante Kuriosa sind zu berichten. Auf dem Gebiet der Gastronomie wurde der Gänsebraten institutionalisiert durch die Martinsgans. Mit dem Heiligen hat diese nur so viel zu tun, als am 11. November, dem Martinstag, die Tributzahlungen der Bauern in Form von Gänsen fällig waren. Der Ruhm der römischen Gänseleber blieb erhalten, und im benachbarten Straßburg vermählte sich die germanische Gans mit französischer Kochkunst zu der berühmten Gänseleberpastete.

Die Bayern sind da viel bescheidener geblieben. Eine "gescherte Gans" sind Semmelstücke in einer Wassersuppe, die man über in Schmalz geröstete Zwiebelstücke gießt. Auch die Schweden verweilen im Rahmen unserer Ersatzvorstellungen, wenn sie ein Butterbrot ein smörgäs ("Buttergans") nennen.

Eine Gänsehaut nennt man erst seit Hans Sachs im 16. Jahrhundert so, und Gänsefüße als Satzzeichen kennt man erst seit dem 18. Jahrhundert. Vor dieser Zeit nannte man sie Gänseaugen.

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